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YouTubes Kampf gegen gekaufte Abrufe

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Facebook hat es, Twitter hat es, Google+ hat es, ja selbst YouTube leidet darunter: Follower-Kauf und systematischer Klickbetrug. Für wenige Dollar können die eigenen Kennzahlen gepusht werden. Auch Videoabrufe bei YouTube. Abhilfe soll ein schärferes Erkennungssystem schaffen. Leider nicht ohne Lücken.Schon die Motivation, sich Views zu kaufen, ist zweifelhaft: Während die meisten Privatanwender höchstens etwas zum Angeben im Freundeskreis damit bezwecken, können Profi-Videomacher und Agenturen damit ihre Marktposition verbessern – zumindest auf den ersten Blick. Denn gut geklickte Videos tauchen in Rankings höher auf, ein unwissender Kunde mag der Social-Media-betreuenden Agentur den vermeintlichen Erfolg monetär vergüten. 10.000 Abrufe wirken beim Ansurfen doch so viel spannender, als 100 magere Views. Der Weg in die Video-Charts – für ein paar Dollar mehr.

Klar ist aber: View-Kauf ist ein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen YouTubes – und in Deutschland gar rechtlich höchst problematisch. Erstmalig habe ich mir dieses Phänomen fürs ZDF Anfang 2011 genauer angeschaut. Schon damals warnte Rechtsanwalt und Lawblogger Udo Vetter: “„Durch gefälschte Abrufzahlen wird die Größe des Unternehmens bzw. das tatsächliche Interesse an Produkten verschleiert. Gefälschte Kommentare erwecken den Eindruck zufriedener Kunden, die es gar nicht gibt. Das sind beides Referenzen, die zu einem Kaufentschluss führen können, den der Kunde ohne die Fakes nicht gemacht hätte.“ Also: Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht.

YouTube ist sich des Problems bewusst und arbeitet nach eigenen Aussagen unermüdlich an Sicherheitsschranken im Hintergrund. Eine davon ist die zunehmend stärkere Fokussierung auf die gesehene Videozeit, als nur mehr die simplen Videoabrufe. Länger gesehene Videos führen zur Aufwertung in den Suchergebnissen (auf YouTube und Google) und effektiveren Video-Empfehlungen. Gleichzeitig wird die Luft für Klickbetrüger dünner: Ein nur kurz angespieltes Video ist nicht nur ineffektiv – es erhöht auch nicht mehr die Viewzahlen. Erst wenn mindestens 50 bis 75 Prozent des Videos geschaut werden, steigt der Zähler.

Um zu testen, inwieweit die Schranken unten bleiben, habe ich folgendes Test-Setup genutzt und am 20. November 2012 losgelegt:

1. Viewkauf über TubePromoter in Osteuropa.

2. 5000 Views auf das Testvideo von 2011. Video-Länge 24 Sekunden.

3. 5000 Views auf ein neues Testvideo, mit einer Video-Länge von 5 Minuten.

Ergebnis nach gut einer Woche: Knapp 7500 Abrufe zusätzlich bei Video 1, exakt 7892 Abrufe auf Video 2.

ist damit das Security-System geknackt? Zunächst scheint es so. Doch dann erhalte ich am 19. Dezember 2012 von YouTube eine Konto-Verwarnung. Das obige Video 2 habe gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen und sei gesperrt worden.

Tatsächlich. Fast drei Wochen nach den gekauften Views stellt YouTube meinen Betrug fest.

Das erste Testvideo, seit 2011 mittlerweile zwei Mal mit Käufen gepusht, erfreut sich weiterhin seiner Abspiel-Freiheit.

Der Weg, er ist ein steiniger. Es scheint, als wenn die Hürde für Klickbetrüger höher gelegt wurde. Doch immer noch nicht kann sich der Nutzer sicher sein, dass er nicht in eine Marketingfalle getappt ist. Hundertprozentige Sicherheit kann es kaum geben. Aber solange eine Handvoll Dollar reichen, Googles Algorithmen auszutricksen, werden virale Kampagnen auf YouTube ein Glaubwürdigkeitsproblem haben.

Update (24.12.2012): YouTube macht Ernst – und streicht Milliarden (angeblicher) Fake-Views bei Sony Music und Co.


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